03. bis 06. Oktober 2019
Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts.
Johann Wolfgang Goethe
Goethe wanderte im Herbst 1772 über Weilburg, Limburg, Diez nach Bad Ems. „Diesen schönen, durch seine Krümmungen lieblichen, in seinen Ufern so mannigfaltigen Fluss hinunter“.
Derart inspiriert machen sich Gerrit, Eva, Klaudia, Ursula, Barbara, Thomas und Rolf vom MÜNCHENER RUDER- UND SEGELVEREIN "BAYERN", Veronika, Roger und Thomas vom Wassersport-Verein Waldshut und Martin vom Ruderverein am Tegernsee auf nach Weilburg um den Spuren Goethes auf dem Wasser zu folgen.
Natürlich hat sich einiges seit Goethes Wanderung geändert, jedoch nicht die Faszination der Landschaft. Die bedeutendste Änderung ist sicher die Lahntalbahn deren Baubeginn auf die Mitte des 19ten Jahrhunderts zurückgeht. Die Streckenführung schmiegt sich Großteils dem mäandernden Verlauf des Lahn Tals an, nur wenige Meter über dem Wasserspiegel des Flusses, ist deshalb von zahlreichen Brücken und Tunneln geprägt und landschaftlich überaus reizvoll.
Mit der Lahntalbahn konnten wir mit nur zwei festen Quartieren die Lahn entdecken, indem wir von unseren Tagesetappen zurück zum Hotel und am nächsten Tag wieder mit der Bahn zu unseren Booten zurück fuhren. Wir hatten als Startquartier Weilburg und als zweites Balduinstein gewählt.
Am Abend vor unserer Rudertour sind alle Teilnehmer eingetroffen. Wir wandern durch den herrlichen Schossgarten mit dem Weilburger Schloss auf der Spitze des Bergsporns gelegen, den die Lahn umfließt. Hier finden wir ein sehr gutes Restaurant, in einem historischen Ambiente, wo wir uns auf die Tour einstimmen.
Donnerstag, den 03.
Wir gehen zur Lahn hinunter zum Weilburger Ruderverein wo unsere zwei C 4x+ Leihboote vom Ruderverein Bad Ems, ruderfertig auf der Wiese liegen. Die Bad Emser hatten uns die Boote vorab hierher transportiert und fertig aufgeriggt. Schnell sind die Boote im Wasser und wir sitzen - vorschriftsmäßig für die Tunnel- und Doppelkammerschleusen Durchfahrt - mit angelegten Schwimmwesten in den Booten. Der Tunnel ist mit seinen 195 Metern der älteste und längste heute noch befahrbare Schiffstunnel in Deutschland.
Nach wenigen Ruderschlägen erreichen wir die Tunneleinfahrt und fahren im dunklen zur Doppelschleuse am Ende des Tunnels.
Alle fünf Schleusen von Weilburg bis Limburg wurden Mitte des 19ten Jahrhunderts erbaut und sind Selbstbedienungsschleusen. D.h. ein oder zwei Ruderer steigen vor der Schleuse aus den Booten, bedienen die vier Schleusentore und je zwei Wasserschieber von Hand.
Nach dem Schleusen steigen die „Schleusenwärter“ wieder in die Boote.
Das alles braucht seine Zeit, ist aber für die „Schleusenwärter“ angenehm da sie sich dabei die Füße vertreten können.
Hier in Weilburg ist Rolf unser „Schleusenwärter“.
Nach der Schleusung kommen Überraschungen ohne Ende! Als erstes sind es die Kraftwerkseinläufe nach den Schleusen, die oft für starke Querströmungen sorgen. Dann hat die Lahn auf den folgenden 25 Kilometern teilweise eine Strömung mit bis zu 5 km/h. Hinzu kommen immer wieder Buhnen und Felsen, auch in Mitte Fahrwasser. Da sind alle in den Booten gefordert!
Bei Kilometer 54 legen wir bei Käpt’n Flints Piratenlager vor einer Buhne an und gönnen uns bei den Piraten eine Pause.
Wir haben keine Eile denn bis zu unserem Tagesziel sind es nur noch 11 Kilometer. Vor der Schleuse in Runkel lassen wir heute unsere Boote an Land liegen.
Freitag, den 04.
Nach der Schleuse kommt gleich eine kräftige Querströmung vom Wehr an Backbord, gefolgt von zwei kniffligen Stromschnellen. Wir nehmen ordentlich Fahrt auf um im Wildwasser die Boote steuern zu können. Nach der zweiten Stromschnelle verliert die Lahn zunehmend ihre letzte Wildheit und wir gleiten auf spiegelglattem Wasser Limburg entgegen.
Bevor wir durch die Limburger Schleuse fahren drängt uns Rolf noch vorher am Limburger Ruder Club anzulegen und im „Zum Schlössje“ zu essen. Da muss es wohl etwas ganz besonderes geben, denn er redet schon die ganze Zeit darüber.
Das mit dem Anlegen passt uns gut denn wir sind pitschenass vom Regen und können uns erst einmal trocken legen.
Und was gibt es im Zum Schlössje? Grüne Soße, Goethes Leibspeise! Unter der grünen Soße verbirgt sich zudem noch ein leckerer Tafelspitz. Auf Goethes Spuren lässt sich immer gut reisen und speisen!
Ab Limburg sind die Schleusen alle bedient und so kommen wir schnell durch die zwei Schleusen die wir heute noch zu passieren haben. Wir rudern bei Regen durch die herrliche Landschaft, Balduinstein, unserem neuen Quartier entgegen. Das Hotel liegt direkt am Bahnhof und auch unser der Bootsliegeplatz ist direkt davor.
Beim Abendessen besprechen wir eine Änderung unseres ursprünglichen Streckenplans, denn die Wettervorhersage verspricht uns für morgen einen regenfreien Tag. Wir rudern also morgen bis Bad Ems und legen nicht noch einen Zwischenstopp ein. Auch weil die Bad Emser gerne noch mit uns am Sonntag zusammen rudern wollen.
Samstag, den 05.
Die Schleuse in Balduinstein öffnet erst um 10:00 Uhr und so brauchen wir erst wenige Minuten vorher ablegen. Der freundliche Schleusenwärter informiert auch seine Kollegen, dass wir heute noch nach Bad Ems wollen. So kommen wir schnell durch alle fünf Schleusen ohne Aufenthalt.
Es ist eine wunderschöne Landschaft die man selbst durchrudert haben muss, beschreiben kann man sie nur ungenügend.
In Obernhof legen wir noch eine längere Pause ein, dann geht es durch bis Bad Ems zum Ruderverein Bad Ems.
Sonntag, den 06.
Es regnet. Positiv eingestellt wie wir sind starten wir trotz des Regen in Ruderkleidung mit der Lahntalbahn nach Bad Ems, es wird schon wieder aufhören.
In Bad Ems öffnet der Himmel dann kräftig seine Schleusen und wir gehen nicht aufs Wasser. Wir haben ja unsere geplante Strecke über 87 Kilometer erreicht.
Gerne wären wir mit den Bad Emsern noch aufs Wasser gegangen, so bleibt es bei einem gemeinsamen Kaffee im Bootshaus mit ganz lieben Gastgebern, bei denen wir uns ganz herzlich bedanken.
Lieber Rolf, Du hast eine wunderbar positive Lebenseinstellung die zum Glück ansteckend ist.
Im Namen der gesamten Gruppe möchten wir uns bei Dir für Deinen unermüdlichen Einsatz bedanken.
Bericht: Martin
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