Wolfgang Perchermeier
In München zeigte uns das nasse Thermometer feuchte 4 °C. Der mit Einern vollgepackte Bootshänger wurde über deutsche, österreichische, schweizer und italienische Landstraßen gezogen, wie auch das Schiedsrichterboot, das bei Ruderregatten deshalb eingesetzt wird, da es kaum störende Wellen erzeugt. Egal welcher Abschnitt gerade durchfahren wurde, es regnete und graupelte sogar.
In einem Hotel, an einem Berghang über dem Comer See gelegen, fanden sich die 18 Ruderinnen, Ruderer und Ausbilder. Beim Abendessen kam man sich sichtlich näher, eine unbeschreiblich positive Stimmung herrschte in der Gruppe. Am folgenden Morgen war die lange Reise vergessen. Im nahen Ruderverein lagerten bald unsere Einer, die gemeinsam aufgeriggert wurden. Dann startete Tom seine Frühgymnastik. Der Wind hatte die Regenwolken weggeschoben. Aber der Wind kräuselte dafür ein bisserl die Wasseroberfläche. Die erfahrenen Teilnehmer:innen kamen damit gut zurecht, andere waren wellenallergisch und bedurften des Zuspruchs vom Tom.
Videos zeigten der Crew, dass oft eine ganz kleine Nachlässigkeit der Schülerin oder des Schülers im Boot eine Fehlerkette nach sich zieht. Außerdem mussten alle Teilnehmer:innen im Sitzen oder Stehen die wichtigen Bewegungsabläufe immer wieder selbst aktiv erarbeiten, bis jeder eingeschwungen war. Der Körperschwung über die geraden Beine wurde nachhaltig geübt. Und so erstaunt es, wie wenige MRSVler diese Schulungsangebote annehmen.
Das italienische Wetter wurde lieblicher, 22 °C wurden gemessen, der See wurde immer friedlicher, Tom sorgte für Abwechslung durch kleine Spritztouren in der interessanten Region, in der sogar der Schauspieler George Cloony seine Heimat gefunden hat, und zeigte uns versteckte Wirtshäuser, die von Familien betrieben wurden. Wir wurden immer freundlich willkommen geheißen; der selbst gekelterte Rotwein fand viele Freund:innen in unserer Runde, die hausgemachten Speisen lobten alle.
Heiterkeit, Frohsinn, aber auch Lachsalven begleiteten die Schulung.
Tom war unser Betreuer, Fahrer, Booteverlader, Unterhalter, Fotograf, Videovorführer mit Einzelschaltung und Durchlauf, Sportanimator mit Musikbegleitungsequipment im Freien, Erklärer der Sehenswürdigkeiten. Und er kann noch vieles mehr. Beim Tom blieb keine Frage unbeantwortet. Wir alle fanden, das war wieder einmalig und unvergesslich!!!
Die Bewegung in frischer Luft, das genannte Ziel vor Augen und den Vorgaben konzentriert folgen, dass ließ allgemein den Alltag vergessen und sich dem Aktivurlaub hinzugeben. Natürlich wurde immer mal versucht, andere Wege auszuprobieren, wie z. B. das Anlegen mit einem Skull unter dem Steg, oder die Hände nicht beieinander zu lassen usw., zum Schluss folgten alle erfolgreich dem einstudierten Verhalten im Boot.
Erfolgreich haften geblieben sind unter anderem:
- Wenn sich der Oberkörper bewegt, sind die Beine ruhig – und wenn sich die Beine bewegen ist der Oberkörper ruhig! Das ist eigentlich ganz einfach – und doch so schwer!
- Mit dem Oberkörper pendeln!
- Mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der die Hände beim Endzug an den Körper gezogen werden, wenn man in die Rückenlage kommt, mit der gleichen Geschwindigkeit pendelt der Oberkörper mit Händen und Armen sofort wieder zurück in Richtung Auslage; Beckenschwung!
- Beckenschwung! Oberkörper und Arme schwingen über die gestreckten Beine bis über die Knie zum halben Schienbein!
- Hände bleiben beieinander; die linke Hand ist vor der rechten!
- Beschleunigung jedes Durchzugs!
Und vieles andere mehr!
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer sah bei Einzelschaltungen seines Videos genau, wie und wo sie oder er er seine Ruderarbeit erfolgreich verbessern kann, um damit mehr Freude am Rudersport zu haben. Viele Bilder der Teilnehmer:innen zeugen von den wunderbaren Momenten, die wir alle erleben durften.
Da erhebt sich der Gedanke, ob wir uns alle im MRSV mal zu einer gemeinsamen Rudertour treffen wollen? Mehrere Schulungen vom Tom habe ich bereits erlebt. Alle, und ich auch, haben bei diesen Schulungen viel gelernt. Und das Gelernte möchte ich versuchen, für die Ausbilder, im Sinne von Tom, in Worte zu fassen. Eine Loseblattsammlung könnte das Ergebnis sein, die es gestattet, weitere Gedanken aufzunehmen.Tom ist einverstanden. Vielleicht wird es dann allgemein leichter, einen einheitlichen Stil im MRSV im Boot zu praktizieren.
Info
Fahrstrecke: München – Fernpass – Landeck – St. Moritz – Comer See.
Hotel: Lago di Mezzola, Hotel Saligari
